Soziales Kapital nicht verschleudern

Bad Nauheim (bk). In der Kurstadt entstehen angesichts leerer öffentlicher Kassen immer mehr Organisationen, in denen sich Bürger ehrenamtlich für die Allgemeinheit engagieren. Jüngstes Beispiel ist die »Nachbarschaftshilfe Bad Nauheim«, für die am heutigen Mittwoch um 20 Uhr im Saal der katholischen St.-Bonifatius-Gemeinde (Zanderstraße) der Startschuss fällt. Wie berichtet, handelt es sich dabei um ein Projekt der Bürgerstiftung »Ein Herz für Bad Nauheim«.
Eröffnet wird die Veranstaltung vom Präsidenten der Bürgerstiftung, Armin Häfner. Altbürgermeister Günter Biwer aus Bad Vilbel wird die Moderation übernehmen. Er hat vor vielen Jahren die dortige Nachbarschaftshilfe angestoßen und wird heute Abend von diesen Anfängen berichten.
Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht ein Vortrag von Prof. Gerd Iben über »Aspekte von Bürgerengagement und Ehrenamt in unserer Gesellschaft«. Iben hat sich seit den 60er Jahren mit Initiativen sozialer Stadtentwicklung und mit Armutsfragen befasst und verfolgt seit längerem Ideen der »sozialen Stadt« und des Bürgerengagements für Bad Nauheim. Es geht um die Begründung von Ehrenamtlichkeit, ihre notwendigen Rahmenbedingungen und Entwicklungschancen.
Anschließend werden Jörg Krämer für die Projektgruppe »Freiwillig für Bad Nauheim« und Ortwin Faatz für den neu gegründeten Verein »Nachbarschaftshilfe Bad Nauheim« den Stand der Vorarbeiten skizzieren, das Büroteam und den Vorstand vorstellen und alle interessierten Bürger zur Mitarbeit auffordern. Vorgestellt wird ein breites Spektrum möglicher Angebote und Hilfen, die im Laufe der Zeit erweitert werden können. Dabei soll in Verbindung mit Vereinen und Verbänden ein Netzwerk entstehen, das als Vermittler von Unterstützung fungiert. Neben der gegenseitigen Hilfe in der »sozialen Nachbarschaft« liegt in dieser Vermittlung ein weiterer Schwerpunkt. In einem Informationspapier sind die vielfältigen Möglichkeiten als Beispiele aufgelistet.
Die besondere Altersstruktur Bad Nauheims lässt nach Ansicht von Faatz einerseits einen hohen Beratungs- und Hilfebedarf erwarten. Andererseits böten die »jungen Alten«, die nicht selten schon mit 58 Jahren aus dem Erwerbsleben ausscheiden, oder die Vielzahl derer, die bereits mit Mitte oder Ende 40 aus dem Arbeitsmarkt ausgegliedert werden, ein besonders hohes Potenzial an Fähigkeiten und Erfahrungen, die als wichtiges »soziales Kapital« nicht »verschleudert werden dürfen«.
»Viele aktive Menschen möchten nicht Daumen drehen, sondern etwas Nützliches und Sinn-erfülltes für sich und andere tun. Dieses Tun mit anderen schafft nicht nur neue und belebende Kontakte, die mit dem Arbeitsplatz oft verloren gingen, es fördert auch die seelisch-körperliche Gesundheit und ist ein wichtiger Beitrag zu mehr Mitmenschlichkeit und Nähe in unserer globalisierten und oft entfremdeten Welt«, erklärte Faatz. Nachbarschaft gelte als die Wiege der Demokratie, und nachbarschaftliche Hilfe sei eine zentrale Form des sozialen Engagements.
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