Unterstützung von Bildung und Integration


Bad Nauheim (hau). Seit fast zehn Jahren lebt Ardalan Aram in Deutschland. Zusammen mit seiner Mutter floh der heute 19-jährige St.-Lioba-Schüler aus dem Iran. Nach vielen Umzügen fand die kleine Familie mit Ardalans heute sechsjährigen Schwester vor etlichen Jahren in Bad Nauheim ein neues Zuhause. Über eifriges Lernen und Perfektionieren seiner Deutschkenntnisse hinaus, engagierte sich der aufgeweckte junge Mann, der ebenso wie die 17-jährige Mara Kremer ein Stipendium der Bürgerstiftung "Ein Herz für Bad Nauheim" erhalten hat, schon früh in der christlichen Jugendarbeit - nicht nur an seiner Schule, sondern auch auf Landesebene. Im kommenden Jahr legt Ardalan sein Abitur ab. Danach möchte er in Deutschland studieren. Favorisierte Fächer im Moment: Englisch, Politik und Wirtschaft. Bis heute mahlen die bürokratischen Mühlen an Ardalans deutscher Staasbürgerschaft, immerhin hat er jetzt nach langem Kampf eine unbefristete Aufenthaltsgenehmigung. Derweil wird das Reisen zur Verwandtschaft im Iran immer gefährlicher, zumal das Militär den jungen Mann gerne dort festhalten und einziehen möchte.

Maria Kremer kam im vergangenen Jahr mit ihrer Mutter und dem heute achtjährigen Bruder aus Moskau in die Kurstadt. "Wegen der zunehmenden Terroranschläge und der antisemitischen Stimmung in Russland sind wir durch die Flüchtlingshilfe nach Deutschland gekommen", erzählt die Halbjüdin. Ein Jahr lang hatte sich Maria in einem privaten Deutschkurs auf die durch den Tod des Vaters zunächst verzögerte Übersiedlung vorbereitet. An der Ernst-Ludwig-Schule fasste die wissbegierige junge Frau schnell Fuß und schaffte in ihrem Zeugnis in Klasse zehn einen Notenschnitt von 2,5. Das soll noch besser werden, hat sich Maria vorgenommen. So vielseitig ihre Interessen und Begabungen auch sind, ihr Lieblingsfach ist die Mathematik, und sie träumt von einem wissenschaftlichen Studium an einer deutschen Universität. In ihrer Freizeit spielt die langjährige Schülerin am Moskauer Konservatorium nach einjähriger Pause wieder Klavier, liest Literatur in verschiedenen Sprachen und malt.

Projekt "Schülerstipendium" angelaufen

So unterschiedlich ihre Lebensläufe und Interessen auch sind, Maria und Ardalan haben doch seit kurzem eine Gemeinsamkeit: Sie sind die ersten beiden Stipendiaten der Bürgerstiftung "Ein Herz für Bad Nauheim". Vor kurzem ist das Projekt "Bad Nauheimer Schülerstipendium" angelaufen. Mit ihm möchte die Stiftung Schüler fördern, die trotz Bedürftigkeit oder/und Migrationshintergrund auf sich aufmerksam machen durch Engagement bei gleichzeitig guten schulischen Leistungen. Ziel ist zugleich eine Förderung der Integration. Den von den Lehrern an beiden badestädtischen Gymnasien unterstützten Bewerbungen wurde nach Rücksprache mit den Schulleitungen entsprochen.

Ein  Jahr lang werden beide Stipendiaten mit monatlich 100 Euro gefördert. Ardalan erhält außerdem Unterstützung bei der Literaturbeschaffung durch die Buchhandlung am Park und bekommt ein Jahres-Abonnement für die Wetterauer Zeitung. Für Maria übernimmt die Musikschule Bad Nauheim ein Jahr lang die Kosten für Klavierunterricht, auch üben kann sie dort. Zu ihrem Studium gehören zudem ein PC-Kurs bei der Firma Know-it und Zuschüsse für den Kauf von Schul- und Fachliteratur von insgesamt 300 Euro bei der Buchhandlung am Park.

Auch dank der Förderzusagen der Stadtwerke GmbH und des Autohauses Georg von Opel kann das Programm zusammen mit Mitteln aus der Bürgerstiftung für ein Jahr finanziert werden. Seit März ist das Projekt überdies integraler, aber selbständiger Teil des Start-Stipendien-Programms der Hertie-Stiftung. Damit können die Bad Nauheimer Stipendiaten unter anderem an den Bildungsseminaren der Hertie-Stiftung teilnehmen. Für entsprechenden Rückhalt in der neuen Heimat bürgen zwei Paten aus Stifterkreisen: Wolfgang Iser steht Ardalan mit Rat und Tat zur Seite, für Maria ist Elfriede Lentz persönliche Stütze.

Untertitel des Bildes  (Foto Frau Hausmanns)
Zwei talentierte junge Leute, denen unter die Arme gegriffen wird: Maria Kremer und Ardalan Aram.


 
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