Landesgartenschau und Salinen im Fokus
Bad Nauheim (hau). Zur fünften Versammlung seit Gründung der Bürgerstiftung »Ein Herz für Bad Nauheim« waren dieser Tage rund zwei Dutzend Stifter im Café Johannisberg zusammengekommen. Bevor Präsident Armin Häfner und Geschäftsführer Klaus Ruppert die positive Halbjahresbilanz Revue passieren ließen und den Blick auf anstehende Aufgaben richteten, hatte als Gastreferent Hartmut Kind das Wort. Der Geschäftsführer der Landesgartenschau GmbH Bad Nauheim unterbreitete interessante Details zum Thema »Landesgartenschau 2010 - Entwicklung und Chance«.
Kind bezeichnete die Großveranstaltung als wichtigen Teil einer zukunftsorientierten Stadtentwicklung, als deren Motor und nachhaltige
Chance für Verantwortliche und Bevölkerung, sich aktiv zu beteiligen und »Dinge zu tun, die man sonst nicht anschieben könnte«. Die Landesgartenschau sei keine Blümchenolympiade, sondern eine floristische Leistungsschau, eine Plattform für die Präsentation von Gartenkultur und -kunst, ein Großereignis für die Bevölkerung und ein Magnet für rund eine halbe Million Besucher innerhalb eines halben Jahres. Im Rahmen des Marketingkonzepts für die Stadt und die Region habe auch ein Kulturprogramm mit etwa 1000 Veranstaltungen Platz, das auf lange Sicht die Herzen bewegen werde.
Zentrales Schaugelände wird Kind zufolge der Kurpark, weitere Schwerpunkte werden dem Konzept zufolge im Umfeld von Dankeskirche und Trinkkuranlage entstehen, am Gradierbau I und im Goldsteinpark. Die Anbindung des Goldsteingeländes soll durch den Bahnhof hindurch oder durch den sanierten seitlichen Tunnel erfolgen. Insgesamt habe man acht Millionen Euro zur Verfügung. Die Umsetzung des Gesamtprojekts bis Ende 2009 sei kein Problem, so Kind. Das Konzept ergänzen sollten dringend
auch die Umgestaltung von Parkstraße und Bahnhofsallee sowie die Belebung des Sprudelhofs. Hier hofft der Referent auf baldige Projektstarts außerhalb seines Wirkungsbereichs, damit im April 2010 alles fertig ist. Um die Vision umzusetzen, sei sicher ein Kraftakt nötig, den man gemeinsam zum Erfolg bringen könne, blickte Kind optimistisch in eine Zukunft mit ansteckender Aufbruchstimmung.
Im Kurpark werde man Teile der hochkarätigen Geschichtsspuren wiederherstellen, die der Landschaftsarchitekt Heinrich Siesmayer vor genau 150 Jahren in seinem Wettbewerbsentwurf auflegte. Um dem ursprünglichen Sinn des Parks, seinen 1907 von Carl Hicke beschriebenen »weiten Wiesenflächen, umrahmt von malerischen Baumgruppen« und der »Ruhe und Großzügigkeit, die ihresgleichen sucht« nahe zu kommen, wird laut Kind noch in diesem Jahr mit den Umgestaltungsarbeiten begonnen. Zur Wiederherstellung von Blickachsen und geradlinigen Strukturen gehörten auch das Fällen willkürlicher Pflanzungen aus den 50er Jahren und Neupflanzungen historischer Gehölze.
Zahlreiche Bauprojekte
Damit der Kurpark wieder das verlängerte Filetstück des Sprudelhofs wird, eine »innerstädtische Freifläche, das Herzstück und die gute Stube Bad Nauheims«, soll unter anderem der Brunnenplatz als Kastanienrondell zum Dreh- und Angelpunkt ausgebaut werden. Die Kommunikation mit der Stadt soll durch einen Spiel- und Erlebnisbereich an der Parkstraße entlang und als Pendant zum Aliceplatz entstehen. Verschönerungen sind geplant an der Eissporthalle, am Bootsanleger vor dem Teichhaus und am Teichufer jenseits der Staumauer in Form eines einladenden Stegs, eine neue Brücke entsteht zum Parkplatz an der Frankfurter Straße hin. Temporäre Blumenbeete werden als »Blumentücher« in den Park gelegt, Gastronomie, Minigolf- und Schachanlage einbezogen und aufgepeppt, die Wiesen gefräst und neu eingesät. Auch der Tennisclub werde seine Anlage im Sinne des schönen Gesamteindrucks modernisieren.
Nahe der Trinkkuranlage wird Kind zufolge ein üppiger Rosengarten als »Steinfurther Dependance« entstehen, die Dankeskirche wird stärker ins Blickfeld gerückt und an der Bücherei eine attraktive Kulturfläche eingerichtet. Durch die aufgewertete Bahnhofsallee, einen illuminierten Tunnel neben dem Bahnhof und einen Aufzug wird man in den Goldsteinpark gelangen. Hier erwarten den Besucher Themengärten, eine große und auch später für Open-Air-Veranstaltungen geeignete Multifunktionsfläche mit Waldbühne, Festzelt, Abenteuerspielplatz, Wipfelpfad und ein Gartenforum. Mit einbezogen werden die Alte Wäscherei, Salinenhaus, Schützenhaus und der Friedhof. Der Goldsteinturm soll wieder begehbar gemacht werden und den Blick zum Johannisberg freigeben.
Häfner und Ruppert dankten dem Referenten für seinen reich bebilderten Vortrag und im Folgenden dem Stiftungsvorstand für offene, konstruktive und lebhafte Mitarbeit in guter Atmo sphäre. Der Stiftung gehörten aktuell 152 Stifter an, das Kapitalvermögen beträgt 107 841 Euro.
Alfred Möller bescheinigte dem Vorstand im Namen des Stiftungsrats eine finanziell und inhaltlich einwandfreie Arbeit und ein positives Wir-Gefühl. Man blickte zurück auf vergangene und in Aussicht gestellte Benefizveranstaltungen, Schwerpunkte der monatlichen Treffen waren das Schülerstipendium, der Ehrenamtspreis und der Anschub einer Gradierbau-Stiftung. Details gibt es im Internet unter
www.stiftung-bad-nauheim.de.
Projekt Salinenerhaltung
Den Entwurf eines Projektvorschlags in Sachen Salinenerhaltung stellte Gustav Jung nach eingehender Untersuchung vor. Demnach würde die Instandsetzung 5,2 Millionen Euro und die jährliche Pflege rund eine halbe Million Euro kosten, Salinenturm, Pumpwerk, Solgraben und
Schwalheimer Rad mit eingeschlossen. Als hervorragendes Projekt beschrieb Jung den Turm am sanierungsbedürftigen Gradierbau IV/V. Um an Zuschüsse heranzukommen, müssten die Anlagen laut Jung privat betrieben werden. Vorstellbar sei ein Private-Public-Partnership und die Idee, dass die Stadt in den ersten Jahren ihren finanziellen Beitrag zur Salinenerhaltung in die zu gründende Stiftung fließen lasse. Ein Konzept könne man im Dialog mit der Stadt und in Abstimmung mit dem Förderverein um Klaus Neuhöfer ausfeilen und womöglich schon in zwei Jahren eine Gradierbau-Stiftung gründen, um das wertvolle Wahrzeichen der Stadt bis zur Landesgartenschau fertig zu haben.
Bildunterschriften (Fotos Frau Hausmanns)
Oberes Bild: Hartmut Kind unterbreitete die Pläne zur Landegartenschau
Unteres Bild: Dringend sanierungsbedürftig: Der Gradierbau V mit Turm