Ein Platz für die Stadtgeschichte
Bad Nauheim. An interessanten Kapiteln fehlt es in der Geschichte der Stadt nicht. Schon vor mehr als 2000 Jahren ließen sich dort die Kelten nieder und schufen eine der größten frühgeschichtlichen Salzgewinnungsanlagen Europas. Aber auch die spätere Salzproduktion, die vom Mittelalter bis in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts eines der wirtschaftlichen Standbeine bildete, zählt zu den spannenden Abschnitten der Bad Nauheimer Geschichte wie auch die Entwicklung des Kurwesens von bescheidenen Anfängen in der Mitte des 19. Jahrhunderts über die Entwicklung der Stadt zum Heilbad von Weltruf.
Doch bisher fehlt die Möglichkeit, diese Geschichte auch angemessen zu präsentieren. Vom Rosenmuseum im Ortsteil Steinfurth abgesehen, existiert in der größten Stadt des Wetteraukreises kein Museum mehr, seit das Salzmuseum des Staatsbades vor Jahren geschlossen wurde.
Das zu ändern, hat sich die Bürgerstiftung "Ein Herz für Bad Nauheim" vorgenommen. Der Aufbau eines "Museum von Rang" ist nach Angaben des Vorstandes das ehrgeizigste Projekt der Stiftung. Weil die Stadt aufgrund ihrer finanziellen Schwierigkeiten die Trägerschaft für eine solche Einrichtung nicht übernehmen kann, plädiert die Stiftung dafür, einen eigenen Verein als Betreiber des geplanten Museums zu gründen, an dem sich private Geldgeber beteiligen könnten. Auch über einen möglichen Standort hat sich der Vorstand Gedanken gemacht. In Frage kommen Gebäude im Ensemble des Sprudelhofs. Diese Jugenstilanlage harrt im Zuge der Kommunalisierung des Staatsbades einer neuen Nutzung. Kontakte mit der Kurdirektion in dieser Angelegenheit will der Stiftungsvorstand demnächst aufnehmen.
An einem Grundstock für das Museum mangelt es nicht. Dort könnte man nicht nur einen Teil der Funde ausstellen, die bei Ausgrabungen der keltischen Saline und von steinzeitlichen Siedlungen in und um Bad Nauheim gemacht wurden. Die in privaten Initiativen zusammengetragenen Exponate über die Zeit von Elvis Presley in der Wetterau und zur Kunst des Jugendstils könnten dort ebenso Platz finden wie Zeugnisse aus dem Leben berühmter Mediziner, die das Heilbad aufgebaut haben. Nun gelte es, einen Anfang zu machen. Bürger, Vereine und Verbände sowie Mäzene aus der Wirtschaft zusammenzuführen, um das Museumsprojekt als Gemeinschaftsaufgabe zu realisieren.
Auch sonst hat sich die Stiftung viel vorgenommen.
So ist für den Herbst ein Theaterabend mit der Bad Nauheimer Schauspielerin Gertrud Gilbert geplant, die ihr Stück um Goethes "Werther" zugunsten der Stiftung im Kurtheater aufführen will.
Auch die Tradition Bad Nauheims als Schauplatz großer Bälle mit Publikum aus der gesamten Region will man wiederbeleben.
Pläne gibt es zudem für den Aufbau einer "Freiwilligenagentur".
Schließlich plant die Stiftung, einen Förderpreis für "Bürgerengagement" auszuloben.
Hervorgegangen ist die zu Beginn diese Jahres gegründete Stiftung aus der Arbeit im Rahmen der Lokalen Agenda 21.
Bis zur Gründung standen 90 Stifter bereit, das Anfangsvermögen betrug etwa 75000 Euros. Nach wenigen Monaten hat sich die Zahl der Stifter schon auf 125 erhöht, das Vermögen wuchs auf zuletzt rund 83000 Euro an.
was.